Es gibt zahlreiche Begriffe in der Hundewelt, die sich schon zu sogenannten Unwörtern entwickeln, da sie immer wieder in diversen Ausführung verwendet werden, jeder sie anders interpretiert und sie meiner Meinung nach sogar „vergiftet“ werden durch viele Fehlinterpretationen.
So auch der Begriff „Führung“ !
Ein Ausdruck in der Hundewelt, der so unterschiedlich verstanden wird und für viele unklar ist, was es eigentlich bedeutet einen Hund zu führen.
Natürlich kann man das nicht verallgemeinern, da es unterschiedliche Führungsstile gibt, aber auf diese möchte ich hier nicht eingehen, sondern aufzeigen, was für mich bedeutet einen Hund zu führen!
Auszug aus Wikipedia:
Der Ausdruck Führung bzw. dessen Verb führen trägt im Neuhochdeutschen die Bedeutung „leiten“, „die Richtung bestimmen“, „in Bewegung setzen“.
Speziell in den Sozialwissenschaften bezeichnet der Begriff planende, koordinierende und kontrollierende Tätigkeiten in Gruppen und Organisationen (engl. leadership).[2]
Wie die offizielle Definition schon zeigt, geht es nicht darum etwas durchzusetzen, sondern anzuleiten und eine Richtung zu zeigen!
Beispiele:
Ich werde immer wieder gefragt, was man denn tun soll, wenn der Welpe nicht weiterlaufen oder lieber wieder nach Hause möchte. Ob man denn dem nachgeben solle, weil „schließlich führen wir ja den Hund“…
oder
Der Hund will einen bestimmten Weg nicht laufen und biegt vorher jedes Mal ab bzw. versucht den Weg zu meiden. Sollen wir nun dem Hund den Gefallen tun oder uns durchsetzen?
oder
Wir laufen einen engen Weg, es kommt ein Hund entgegen, unser Hund wird nervös und angespannt. Was machen wir nun? Umdrehen, ablenken oder muss er da durch, weil wir ihn führen uns bestimmen, wo es lang geht?
oder
“Wenn’s drauf ankommt, muss man den Hund im Griff haben.”
Tja, was ist aber im Griff haben???
Und was ist nun Führen bzw. wer führt eigentlich wen?
Für mich ist wichtig, dass wir unsere Hunde anleiten, was sie tun sollen. Das setzt aber voraus, dass wir Ihnen beibringen, was wir von ihnen möchten. Heißt, dass wir mit dem Hund das gewünschte Verhalten trainieren und er weiß, was bestimmte Signale bedeuten.
Nehmen wir den Welpen, der nicht weiter laufen bzw. lieber heim möchte. Warum ist das so? Die Kleinen sind oft verunsichert und mit den Eindrücken draußen noch überfordert. Sie fühlen sich daheim sicherer und möchten daher lieber wieder nach Hause.
Ja, ich würde mit jedem Welpen wieder nach Hause laufen! Ich führe ihn, indem ich sein Bedürfnis wahr und ernst nehme und auf ihn eingehe. Er kann mir Vertrauen und ich überfordere ihn nicht!
Der Hund, der einen Weg meidet hat ein Problem und teilt uns dies mit. Übergehen wir das, indem wir dennoch einfach durch die Situation gehen, im schlimmsten Falle ihn an der Leine mitzerren, missachten wir völlig sein Bedürfnis.
Das hat nichts mit Führung zu tun, sondern ist für mich ein reines Zwingen!
Wenn ich merke mein Hund hat ein Problem mit diesem Weg, dann nehme ich das ernst und führe ihn so durch die Situation, dass es so angenehm wie möglich für ihn ist oder weiche sogar aus, wenn es machbar ist. Natürlich sollte man sich im Weiteren genauer anschauen, warum der Hund den Weg nicht laufen möchte und dies gezielt trainieren
Es gibt auch Hunde, die laufen bestimmte Weg einfach lieber. Weil es dort besser riecht, man öfter Hundekumpels trifft oder warum auch immer. Da ich wegen dem Hund rausgehe, habe ich absolut kein Problem damit dem Hund den Gefallen zu tun und seinen Lieblings-Weg zu laufen, wenn es die Zeit und Situation zulässt.
Führt der Hund da mich? Ja, aber keine Angst, er wird daher nicht die Weltherrschaft übernehmen. Im Gegenteil, er wird sich freuen, dass ich mit ihm gehe! Auf seinem Lieblingsweg bin ich auch wieder gefragt, indem ich ihn leite und mitteile was ich von ihm möchte. Somit bin ich wieder dran mit dem Führen.
Genauso wenn wir einen engen Weg laufen und ein Hund entgegenkommt. Ich weiß z. B. dass meinem Chico das nicht leicht fällt und er im blödesten Falle in eine sehr hohe Stresslage kommt. Warum sollte er da durch müssen? Ich führe ihn in der Situation so, dass er sich wohlfühlen kann, wenn es die Umgebung zulässt. Heißt, ich weiche ein wenig aus, gehe zur Seite oder wenn das nicht geht, drehe ich auch um und lass den anderen Hund auf einem akzeptablen Abstand passieren.
Hier ist für mich Führung, dass ich einschätzen kann, ob das für Chico ein Problem wird und ich ihn dann so leite, dass es angenehm ist und er erwünschtes Verhalten zeigen kann, das ich belohnen kann.
Würde ich ihn einfach weiterzerren, weil er „da durch muss“ würde er ein unerwünschtes Verhalten zeigen, ich mich ärgern und wir hätten beiden enormen Stress. Geführt hat dann aber leider niemand.
Der Klassiker „Ich muss den Hund im Griff haben“ … Ja, das hat was mit Führung zu tun, aber viele vergessen dabei mit dem Hund zu üben, was wir möchten und dass wir keine Maschinenführer sind. Es gibt keine 100% Kontrolle, heißt: es bleibt immer ein Restrisiko für das nicht im Griff haben.
Das allerwichtigste ist, dass der Hund das Verhalten gelernt hat und wir das Signal abrufen können. Gutes Beispiel ist der sichere Rückruf. Man kann einen Hund frei laufen lassen, wenn er gut abrufbar ist. Kommt nun von weitem ein angeleinter Hund sollten wir unseren Hund zu uns rufen und anleinen und somit sicher durch diese Situation leiten. Hat der Hund den Rückruf noch nicht sicher gelernt können wir ihn ggf. auch nicht zu uns rufen. Hier verlieren wir die Kontrolle über den Hund! Was auch kein Drama sein muss, aber bitte nicht den Hund dafür bestrafen, dass wir Menschen versagt haben, denn wir haben die Situation falsch eingeschätzt und noch nicht ausreichend trainiert.
Was man auch häufig sieht:
Viele Hunde werden mittels Leine regelrecht durch die Gegend gezerrt. Oft entscheidet der Mensch mal schnell in die andere Richtung zu wollen und reißt den Hund einfach ohne Vorwarnung mit.
Haben Sie schon mal einen Mensch unerwartet am Arm gepackt und zur Seite gezogen? Die Reaktion ist immer die gleiche. Meistens kommt ein „Hey, spinnst du?“ oder ähnliches.
Wenn ich in die andere Richtung laufen möchte, mache ich meinen Hund aufmerksam, indem ich ihn anspreche und ich somit die Richtungsänderung mitteilen kann. Meine Hunde kennen z. B. auch das Wort „rüber“, was die Straßenseite wechseln bedeutet. Ich muss nicht zerren, ich sage ihnen was sie tun sollen und kann sie so über die Straße führen ohne zu ziehen.
Zusammengefasst bedeutet für mich einen Hund zu führen:
- seine Bedürfnisse zu kennen und sie zu befriedigen.
- ihm beizubringen, was ich von ihm möchte und das zu belohnen.
- vorausschauend zu handeln und Situationen richtig einzuschätzen.
- unerwünschtes Verhalten im Vorfeld zu verhindern.
Was bedeutet für Euch Führung und habt ihr weitere Beispiele?
Eine Antwort zu “Führung – wer führt wen und wie?”
Toll geschrieben auf den Hund einzugehen heißt nicht dem Hund die führen zu uebergeben….Ich hab meinem Hund beigebracht das er rechts und links unterscheiden kann und er kennt auch das Wort Rubber…. Wen ich mit meinem Hund die Richtung Wechsel sag ich ihr Dan auch wir gehen nach rechts oder nach links oder eben zb Rubber ueber die Straße… Mein Hund kennt die Kommandos und weiß was er machen muß und meistens klappt sehr gut