Vielen Dank an Katharina für den Erfahrungsbericht!
Katharina besitzt aktuell keinen eigenen Hund. Sie ist Gassigeherin im Tierheim und besucht Workshops bei uns, um den TH-Hunden schöne Spaziergänge zu ermöglichen und mit ihnen fair und gewaltfrei zu üben!
Leinenlos – das klingt so einfach!
Aber bei vielen startet schon allein bei dem Wort „Leinenlos“ direkt das Kopfkino; auf der inneren Leinwand läuft ein Film von anderen Hunden, Hasen, Radfahrern, Joggern und der großen weiten Welt…
Diese Hemmschwelle kennt jeder! Andererseits ist es doch das Größte zusammen entspannt spazieren gehen zu können. Der Hund im Freilauf und trotzdem aufmerksam, sodass wir den gemeinsamen Moment genießen können.
Mit meinem persönlichen Hintergrund als ehrenamtlicher Gassigängerin im Tierheim kann ich die Sorgen sehr gut nachvollziehen. Bei meinen Runden mit den Tierheim-Hunden besteht jederzeit und für alle Hunde Leinenpflicht, denn sicher ist sicher.
Das trifft selbstverständlich auch unabhängig von Tierheimhunden zu. Aber keine Sorge, falls Dein Welpe jetzt nicht das Glück hatte, mit dem „Chico-rockt“ Welpen- und/oder Junghunde-Training ins Leben zu starten, lässt sich das jederzeit nachholen.
Im Workshop „Leinenlos – Aufmerksamkeits- und Freilauf-Training“ geht Nadine auf die zwei Säulen für einen entspannten Freilauf ein: Training und Vertrauen. Damit alle Beteiligten letzteres gewinnen können, bietet das großzügige Trainingsgelände einen schönen und abwechslungsreichen Garten – und einen großen Zaun rundherum.
Zum Start gibt es eine Menge Informationen über das Lernverhalten und die Gedankengänge eines Hundes. Denn sind wir ehrlich; abgeleint liegt unserem Vierbeiner die große weite Welt zu Füßen: Das Gefühl von Freiheit, unendlichen Weiten und Vergnügen, wohin Augen und Nase sich richten… Da ist es eine riesige Aufgabe, in Sichtweite zu bleiben und nicht jedem Impuls nachzugeben.
Das ist Schwerstarbeit für unseren Hund!
Und jedes Mal, wenn Deinem Hund im Freilauf ein „Hase-Jogger-anderer Hund“ (setze hier alternativ ein, was Deinen Hund begeistert) begegnet und Du ihn rufst, stellst Du ihn vor die Entscheidung „die – oder – Du“.
Um gleich im Training den Grundstein zu legen spannender und lohnenswerter zu werden als die Ablenkung, durften sich alle mindestens fünf Arten der Belohnung für ihren Hund überlegen. Nur ein schnödes Leckerli zieht nämlich nicht auf Dauer. Wie hat Nadine so schön gesagt „Da kannst du deinem Hund selbst einen Ring Fleischwurst hinterherschmeißen und er wird sich denken „Alles klar, der liegt da aber auch noch, wenn ich fertig und wieder da bin“. Heißt, seid ihr berechenbar, und gebt dem Hund immer ein Leckerchen als Belohnung, wägt euer Hund ab. Dieses Bild vor Augen macht doch einiges klar, oder?
Um das gewünschte Ziel zu erreichen, heißt es also verschiedene Belohnungen zu wählen, die das aktuelle Bedürfnis des Hundes befriedigen und um euch unberechenbar und spannend zu machen, denn damit steigt die Motivation eures Hundes, zu euch zurück zu kommen. Als Belohnung könnt ihr zum Beispiel ein Zerrspiel machen, einen Ball werfen, ein Suchspiel machen, mit eurem Hund fangen spielen, ihn wieder in den Freilauf schicken, ihm Hundekontakt erlauben und und und… Eurer Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt!
Grundlegend, damit ich meinen Hund ableinen kann, ohne permanent meine Umgebung nach Risikofaktoren abzusuchen, sind also:
- ich muss spannend bleiben und den Hund bedürfnisbefriedigend belohnen
- üben, üben, üben
- und Vertrauen :-)
Oder greifbarer formuliert:
- freiwilliger Blickkontakt meines Hundes
- ein Hund, der sich auch ohne Leine an mir orientiert und einen Radius einhält
- ein Aufmerksamkeits-Signal trainieren
- ein sicherer Abruf (dazu gibt es das großartige Seminar „Rückruf bombensicher“)
- Barrieren einhalten, wie z. B. freiwillig auf Wegen bleiben
- und für Fortgeschrittene, das Stoppen auf Distanz
Mit diesem Wissen gab es dann eine Menge Übungen, die nicht nur im Workshop klappen, sondern sich auch prima und unkompliziert zuhause nachmachen lassen. Denn denkt daran, euer Hund lernt in jeder Sekunde seines Lebens!
Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist und vor dem nächsten Termin „Leinenlos – Aufmerksamkeits- und Freilauf-Training“ schon mal üben möchte, dem lege ich meine Lieblingsübung ans Herz, die ich inzwischen mit jedem Tierheimhund zu Beginn unserer Bekanntschaft übe: den Blickkontakt einfangen, belohnen und fördern.
Ihr könnt dazu entweder zu Hause oder während eurem Spaziergang draußen starten, die Übung geht nämlich auch herrlich unkompliziert, wenn euer Hund draußen angeleint bleibt. Wer draußen startet, sucht sich unterwegs ein ruhiges Fleckchen. Dort stellt ihr euch samt angeleintem Hund mit lockerer und mindestens 2 Meter langer Leine hin und wartet still ab, bis euch euer Hund von sich aus anschaut. Diesen freiwilligen Blickkontakt belohnt ihr sofort und kreativ (ihr erinnert euch an die Aufgabe mit den fünf verschiedenen Belohnungen?). Ihr bewegt euch etwas und wartet erneut auf den Blick. Dies wiederholt ihr ein paar Mal.
Sobald euer Hund raus hat worum es geht, könnt ihr dann auch während dem normalen Spaziergang jeden freiwilligen Blickkontakt belohnen. Denkt dabei immer daran; euer Hund lernt jede Sekunde seines Lebens also auch „außerhalb“ des Trainings ;-). Optimaler weise arbeitet ihr mit Markersignal, um das perfekte Timing einzuhalten.
Ihr werdet sehen, in kürzester Zeit ist euer Hund auch unterwegs aufmerksam und der erste Schritt zum entspannten Freilauf ist gemacht.
Viel Spaß beim Ausprobieren :-)