Jeder bekommt den Hund, an dem er wachsen kann…
Ja, davon bin ich 100% überzeugt, dass genau der Hund, der bei dir ist genau richtig ist !
Egal was er hat, was dich nervt, was dich manchmal zu Verzweiflung bringt… es ist gut so und wird dich persönlich weiter bringen.
Wenn ich zurückdenke… als vor 10 Jahren Chico zu mir gekommen ist, war mein Wunsch, dass er der perfekte Hund wird. Der best-erzogenste, der auf’s Wort hört und der absolute Vorzeigehund ist.
Warum wollte ich das ?
… Um eine Lücke zu füllen? Um Anerkennung zu bekommen?
Wie kam es ?
Ganz anders!
Chico hat mich ganz schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Er entwickelte sich ganz anders als von mir geplant… und ruck zuck hatte ich einen nervösen und unsicheren Hund, der alles andere als Vorzeigehund war.
Er war hyperaktiv, bellte Hunde an, hüpfte in die Leine, führte sich auf wie ein Irrer…
Ja, es war mir sehr peinlich !!!
Einmal ist er auf dem Fußballplatz aus dem Halsband geschlupft und mitten in das Spiel gerannt, hat den Fußball geklaut… Das Spiel wurde unterbrochen und wir rannten quer übers Spielfeld dem Hund hinterher, vor ganz vielen Zuschauern.
… peinlich ist absolut untertrieben. Ich wollte einfach nur noch unsichtbar sein.
Tja und so vergingen fast 3 Jahren. Wie ein Kampf zwischen… ich will den Hund haben, der wie im Bilderbuch ist und einem Chico, der mit meinem Plan so gar nicht einverstanden war.
Heute weiß ich:
Mein Chico, er war schon immer mein Seelenhund und er hat es genau richtig gemacht… Er hat mir jeden Tag den Spiegel vor die Nase gehalten !!!
„Da schau rein, kümmer dich um dich und deine Seele und doktor nicht an mir herum!“
Ich habe lange gebraucht, um das so anzunehmen…
Mein Ego hat immer laut geschrien…
- warum krieg ich das mit dem Hund nicht hin?
- warum ist der so?
- warum blamiert der mich?
- …
Ein kleiner Auszug von Osho:
„Woher bekommt das Ego seine Energie? Das Ego wird von deinem Wunsch gespeist, anders zu sein. Du bist arm und du möchtest reich sein – das Ego saugt Energie auf, seinen Lebensatem. Du bist unwissend und du möchtest weise sein – das Ego saugt Energie auf.
Verstehe den Prozess des Ego. Wie lebt das Ego? Das Ego lebt aus der Spannung zwischen dem, was du bist und dem, was du sein möchtest. A möchte B sein – das Ego ist aus genau dieser Spannung gemacht. Wie stirbt das Ego? Das Ego stirbt, wenn du dich annimmst, wie du bist. Dass du sagst: ‚Ich bin in Ordnung, so wie ich bin, es ist gut da, wo ich bin. Ich bleibe so, wie die Existenz mich will. Ihr Wille ist mein Wille.“
Und genau das unterschreibe ich! Sobald das Ego geht und du annimmst, was ist, wird alles leicht !
Keine Frage… natürlich gehört Training dazu. Gerade, wenn ein Hund unerwünschte Verhaltensweisen gelernt hat, ABER die absolute Grundlage, um das erfolgreich umzusetzen ist:
Lasst das Problem los !
Nehmt es an, wie es ist.
Seht es nicht als Problem, sondern einfach als ein Zustand ohne Wertung!
Das Ego wird gehen. Es wird euch egal werden, was der auf der anderen Straßenseite denkt, wenn Euer Hund rumpöbelt.
Und wisst ihr was ?
Das tut so gut!
Mein Chico ist genau richtig bei mir. Er hat mir über mich und mein Leben ganz viel beigebracht… davon haben 90% nichts mit Hunden zu tun, sondern mit mir. Meiner Einstellung zum Leben, meinen Werten und Ansichten.
Und das hat auch dazu geführt, dass ich meine Hunde so annehme und liebe wie sie sind, mit all ihren Macken. Sie sind genau richtig wie sie sind!
Mir ist es einfach egal, was der Gegenüber denkt, wenn Chico doch mal pöbelt oder die Dackels hysterisch bellen. Durch das Loslassen kann mich voll und ganz auf meine Hund und mich konzentrieren und habe genug Energie für das Training mit Ihnen!
Sei Dir sicher Deinem Hund ist nichts peinlich. Er denkt nicht darüber nach, was Dein Nachbar von Dir denkt, wenn er Dich mal wieder über die Straße zerrt… Die Gedanken hast nur Du!
2 Antworten zu “Was Dein Hund Dir – über Dich selbst – beibringt…”
Was für ein schöner Artikel! Und was für eine tolle Brücke zwischen Hundetraining und etwas das die Seele berührt.
Ich glaube auch, dass man genau den Hund hat den man braucht, sowie man all jenen Menschen begegnet, die man für braucht, um etwas zu lernen, zu erfahren.
Vor über 4 Jahren habe ich mich schweren Herzens entschieden meinen geliebten Collins in eine andere Familie zu geben. Ich war mit meinem Latein am Ende obwohl wir so umheimlich viel erarbeitet hatten dank der positiven Verstärkung und konditionierter Entspannung.
Ich hielt es für das beste, dass er in einer ruhigeren Umgebung, in einem Haus mit Garten, zusammen mit einer souveränen Hündin lebt. Alles was ich nicht bieten konnte.
Bis heute hadere ich ein wenig mit meiner Entscheidung obwohl ich weiß, dass es ihm wirklich gut geht. Ich wünsche mir oft ich hätte ihn behalten können.
Die zwei Jahre die ich mit ihm verbringen konnten haben mich ganz tief geprägt und auch demütig gemacht. Alles was ich über Hunde zu wissen glaubte wurde über den Haufen geworfen. Heute vergesse ich nicht mehr so schnell: Man lernt nie aus!
Ich bin sehr dankbar für die Zeit mit Collins und hoffe, dass er ihm noch viele Jahre gut geht.
Wir haben inzwischen auch wieder einen Hund, der “besser” zu unserem Alltag passt. Collins kam damals recht unüberlegt zu uns.
Es ist sehr viel entspannter mit Snoopy, aber auch hier kann ich jeden Tag unheimlich viel lernen.
Vor allem voll und ganz im Moment zu sein. Darin sind unsere Hunde wahre Meister.
Du sprichst mir aus dem Herzen…hab mir beim zweiten von sechs Kindern das Fremdschämen abgewöhnt und fang beim Hund nicht mehr damit an :)