Vorweg:
Jagdverhalten ist genetisch verankert und somit ganz normales Hundeverhalten!
… wenn auch von uns Menschen nicht (immer) erwünscht.
Die Ausprägung des Jagdverhalten unserer Familienhunden ist sehr unterschiedlich. Sowie auch der Umgang damit.
Es gibt zahlreiche Hilfsmittel und Tipps, aber was ist nun richtig?
Ich möchte heute mal aufräumen mit so einigen Mythen, die um das Thema „Jagen“ kursieren.
Mythos 1: Zeig Deinem Hund, wer der Chef ist
Mal davon abgesehen, dass die Rangordnungstheorie veraltet (Mehr dazu: http://www.teckel-on-tour.de/dominanztheorie.htm) und widerlegt ist… Glaubt Ihr im Ernst, dass Euer Hund das Reh nicht hetzt, weil er daheim nur auf dem Boden statt auf der Couch liegen darf?
Oder er schaut dem wegrennenden Hasen zu, weil er daheim immer erst nach Euch sein Futter bekommt?
Völliger Bullshit. Das eine hat mit dem anderen nullkommanull zu tun, denn es handelt sich hierbei um gänzlich unterschiedliche Funktionskreise.
Hinzu kommt, dass ein Hund, der zu Hause im Alltag sehr eingeschränkt wird, auch sehr viel Frustration erlebt und dies dazu führen kann, dass er draußen noch weniger kontrollierbar wird.
Mythos 2: Wurfspiele fördern Jagdverhalten
Wurfspiele werden verboten, weil der Hund dabei ein Objekt hetzt und er dann immer wieder hetzen möchte.
Auch das ist kontraproduktiv. Der jagdliche motivierte Hund möchte sowieso hetzen, weil es in seinem genetischen Rahmen auf hoher Stelle steht. Ob ihr nun was werft oder nicht, das Hetzen ist sowieso ein Bedürfnis.
Wenn Ihr Euren Hund niemals etwas nachrennen lasst, bleibt sein Bedürfnis dennoch und er wird jede Chance nutzen, wo ihr ihn nicht kontrollieren könnt.
Also, macht Hetzspiele, um das Hetz-Bedürfnis Eures Hundes in einem kontrollierten Rahmen ausleben zu lassen!
Achtung: Einem Hund mit einer Schaufel 134x den Ball sinnlos übers Feld zu werfen, hat nichts mit sinnvoller Beschäftigung zu tun.
Hetzspiele müssen dosiert eingesetzt werden! Optimalerweise nutzt man sie als Belohnung für positive Verstärkung, z. B. nach einem Rückruf. Man kann auch Hetzspiele sehr gut mit Suchspielen verbinden, indem man z. B. einen Dummy zuerst suchen lässt und als Belohnung dann den Dummy wirft und somit ein Hetzspiel auslöst.
Mythos 3: Echtfell-Spielzeuge fördern die Suche nach echten Hasen
Häufig sind Bälle, Futterbeutel oder sonstige Spielzeuge für jagdliche stark motivierte Hunde wenig interessant. Sehr beliebt bei diesen Hunden sind Echtfell-Spielzeuge!
Man hört immer wieder, dass die Verwendung dieser Echtfelle dazu führe, dass der Hund dann vermehrt nach Hasen suchen geht.
Das stimmt nicht!
Der jagdliche motivierte Hund wird die Hasenspur finden, egal, ob Ihr das wollt oder nicht. Denkt daran, das ist natürliches Verhalten, das genetisch verankert ist.
Ein Echtfell-Spielzeug kann die Suche nach Hasen kanalisieren und stellt somit eine schöne Ersatz-Beschäfigung dar!
Mythos 4: Buddeln nach Mäusen fördert das Jagen
Hier verhält es sich wie den Wurfspielen und Echtfell-Spielzeugen.
Buddeln gehört zum Jagdverhalten und kann Jagen somit ebenfalls kanalisieren.
Ich liebe buddelnden Hunde! Man kann dem Hund eine tollen Ersatz ermöglichen und nebenbei sogar noch Aufmerksamkeits- und Rückruftraining kombinieren mit der perfekten bedürfnisbefriedigenden Belohnung „Buddeln“, denn ein Buddelloch läuft nicht weg.
Achtung: Bitte lasst Eure Hunde nicht auf Wegen buddeln (Verletzungsgefahr für andere!) und schiebt das Loch wieder zu, nachdem fertig gebuddelt ist.
Mythos 5: Wenn ein Hund hetzen war, musst du ihn als Strafe zwei Wochen an der Leine führen
Hetzen ist hochgradig selbstbelohnend. Die Endorphine werden schon nach ein paar Metern ausgeschüttet.
Wenn der Hund danach glücklich und zufrieden zurückkommt, nützt ein Anleinen als Strafe genau Null. Hinzu kommt, dass der Hund die Strafe nicht mit dem Hetzen verknüpfen wird und im schlimmsten Falle nämlich mit dem Zurückkommen. Was natürlich ebenso wieder kontraproduktiv für die Kooperation und den Rückruf ist.
Natürlich kann es von Nöten sein, dass man den Hund anleinen muss, aber es ist Quatsch das bewusst als Strafe für Hetzen einzusetzen! Das wird nicht den gewünschten Effekt bringen!
Welche Mythen kennt ihr noch zum Thema Hetzen und Jagen?
Bitte hinterlasst uns einen Kommentar. Ich werde diese im nächsten Artikel beleuchten.
3 Antworten zu “Wie man Hunde vom Jagen abhält … oder auch nicht !”
“Jagen hat mit mangelnder Bindung zu tun” :D
Marina der ist auch gut :-)
Heute in einem Forum von einer ziemlich bekannten Hundetrainerin gelesen.
“Wenn mein Hund jagt, rufe ich ihn liebevoll zu mir.”
Mich stören die vielen Trainer, die propagieren, man könne jeden (was ohnehin ein Irrglaube ist) Jagdhund mit Liebe und partnerschaftlichem Nebeneinander vom Jagen abhalten.
Zweitens wird immer öfter propagiert, man solle mit seinem (Jagd-)Hund ruhige Momente Leben und ihn nicht überfordern. Auch schön und gut, aber auslasten bedeutet nicht immer überfordern.
Da prallen in der Szene momentan Welten aufeinander, auch hier sollte klarer differenziert werden.
Liebe Grüße Danni