Im Training mit Hunden wird eigentlich immer von Motivation und Zusammenarbeit gesprochen. Oft wird dies falsch verstanden, interpretiert und auch umgesetzt, denn häufig versteht der Mensch unter Motivation den Hund mit Leckerlies oder Spielzeug zu animieren oder zu locken und stößt damit immer wieder an Grenzen.
Der Mensch meint es gut, will den Hund motivieren zur Zusammenarbeit und belohnen, aber der Hund blendet den Mensch trotzdem aus.
Schnell entsteht ein Teufelskreis aus Frust beim Mensch als auch beim Hund. Will es doch einfach nicht klappen mit der netten Zusammenarbeit bestätigt leider viele darin doch Druck oder Zwang anwenden zu müssen.
Der Mensch versucht die Motivation des Hundes so zu beeinflussen, dass diese den Bedürfnissen des Mensches entspricht und vergisst dabei aber seinen Hund. Wenn nötig wird Einschüchterung und Gewalt angewendet, um sich durchzusetzen, nach dem Motto “Hat doch der Hund das zu machen, was ich will”. Dies wird dann fälschlicherweise als Zusammenarbeit bezeichnet. Der Hund “funktioniert” aus Angst vor Strafe und für viele wirkt das leider wie Zusammenarbeit.
Ist es das aber? Kann man von Zusammenarbeit sprechen, wenn der Mensch durch Einschüchterungen und Druck versucht natürliche Verhaltensweisen und die aktuellen Motivationen und Bedürfnisse des Hundes zu Gunsten des Menschen zu unterdrücken?
Ich verstehe das nicht unter Zusammenarbeit!
Für mich bedeutet Zusammenarbeit, dass ich die Bedürfnisse meines Hundes kenne, auf diese eingehe und -so gut es die Situationen zulassen- auch befriedige.
Ja, dazu gehört auch, dass ich damit leben kann, dass ich auch mal gegen die Umweltreize, die den Hund motivieren, verliere. Sei es der Grashalm, der so gut riecht, oder das Mauseloch in das sich der Hund gerade eingräbt.
Für mich bedeutet Zusammenarbeit auch, dass ich dem Hund die Chance und die notwendige Zeit gebe zum Lernen. Mit mir gemeinsam zu lernen, in seinem Tempo und seinen Bedürfnissen angepasst.
Ein Hund, dessen Bedürfnisse immer wieder vom Mensch verachtet und/oder unterdrückt werden, wird nicht zur Zusammenarbeit mit seinem Mensch motiviert sein. Ein Hund, der auf dem Feld stöberte und seinen Mensch dabei vergaß, dafür nun als Strafe zwei Wochen lang an einer 2m Leine laufen muss, wird nach den zwei Strafwochen nicht weniger stöbern gehen. Im Gegenteil er wird es gegenfalls noch ausgeprägter tun. Man kann Bedürnisse unterdrücken, aber irgendwann kommen Sie irgendwo wieder nach oben. Häufig extremer als vorher.
Wenn ich die Bedürfnisse des Hundes kenne, diese -so weit es mir möglich ist- befriedige, wird der Hund auch motiviert sein mit mir zusammenzuarbeiten und vorallem, er wird dies gerne tun!
Versuchen Sie umzudenken!
Beobachten Sie Ihren Hund genau, befriedigen Sie SEINE Bedürnisse, nutzen Sie seine aktuelle Motivation, um mit Positiver Verstärkung ohne Durck und Gewalt gemeinsam zu trainieren und so Spaß am Lernen zu haben!
Das starke Team, das sich daraus entwickelt, wird Sie für Ihre Geduld und Ihr Training belohnen!
Im folgenden Video sehen Sie, wie Sie die aktuelle Motivation des Hundes einsetzen können.
Hier: Chico gräbt ein Loch, er wird abgerufen und nach dem Markersignal folgt die Belohnung “Buddeln”. Nach einer kurzen Sequenz buddeln ist er ansprechbar und kann mit mir weitergehen.
Chico’s Rückrufsignal ist verknüpft mit den unterschiedlichsten bedürfnisbefriedigenden Belohnungen. Es lohnt sich für ihn zurückzukommen und er tut es sehr gerne!
Erfahren Sie mir über dieses Thema: Motivation, Bedürfnisse und Verstärker von Dr. Ute Blaschke-Berthold
Wie gut kennen Sie Ihren Hund?
Chico’s Belohnungsliste:
- Zu Hunden hinrennen und “Hallo sagen”
- Fressen
- Geworfenes Futter suchen
- einfach Hund sein dürfen (rennen, schnüffeln,…)
- Kauen von Knabbereien (Natürlichen Kauartikeln)Hetz- und Rennspiele (mit Ball o. ä.)
- Leckerlis aus der Luft fangen
- Verlorensuche
- im Gebüsch stöbern
- Apportieren / Dummytraining
- Schwimmen
- Buddeln
- Lauern (Mäuschenspiel)
- Auf den Schoß der Bezugsperson klettern
- Tricks mit Bezugsperson machen
- Borsten von Handfegern oder Bürste abkauen
- Zerstören von Plüschtieren und Spielzeug
- Kartons zerreißen
- wälzen
- Gestreichelt werden von Bezugsperson
- Hochspringen dürfen
Bei der Belohnungsliste geht es ausschließlich um den Hund und zwar darum, was er oft und gerne tut. Im Alltag können wir dem Hund nicht immer jede Belohnung zukommen lassen und müssen in der Situation überlegen, wie wir uns diese “Jackpots” zu Nutze machen und als Verstärker einsetzen können. Als verantwortungsvoller Halter sollten Sie immer Rücksicht auf andere Menschen, Hunde und Tiere nehmen.
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