Hundesitter und Dogwalker betreuen Deinen Hund ja NUR ???

Hundesitter und Dogwalker betreuen Deinen Hund ja NUR ???

… oder steckt da mehr dahinter?

Immer wieder höre ich von Menschen, Bekannten und Kunden:

 „Der Hundesitter muss ja meinen Hund nur Gassi führen,
der trainiert ihn ja nicht!”

Richtig, die Aufgabe eines Sitters ist mit dem Hund spazieren zu gehen bzw. in Ganztages-Betreuungen den Hund zu beaufsichtigen und für ihn zu sorgen.

Die Frage ist: WIE erledigt der Beauftragte seine –meiner Meinung nach- SEHR verantwortungsvolle Aufgabe?

Maßgeblich für das “WIE” sind viele einzelne Faktoren.

Ein Faktor:

Wie ist die Einstellung des Sitters im Bezug auf Hunde? Heißt: Sieht er sich als Rudelführer, der Hunde unterordnet und seine Ziele mit Einschüchterung durchsetzt? Ist er vielleicht auch noch César Milan-Fan und wie geht er mit seinem eigenen Hund um?

oder

Hat er diese inzwischen veraltete Theorie bereits abgehakt und weiß, dass es keine Rangordnung zwischen Mensch und Hund gibt und sieht sich daher als Partner, der auf ängstigende Methoden verzichtet, keinen Kadavergehorsams-Traum verfolgt, freundlich und fair mit dem Hund umgeht und die individuellen Bedürfnissen erkennt und beachtet?

Da Hunde 24 Stunden, 7 Tage die Woche lernen und man daher Alltag nicht von Training trennen kann, trainiert auch ein Hundebetreuer unweigerlich mit dem Hund, ob er will oder nicht. Vorallem die Dogwalker, die täglich mit Umweltreizen wie Jogger, Radfahrer, Wild, andere Hunde, etc. konfrontiert werden.

Auch in Betreuungen, wo der Hund auf einem Gelände betreut wird, lernt der Hund. Nehmen wir das Beispiel ein Hund mobbt einen anderen. Hier lernen beide Hunde nichts schönes. Der Betreuer ist nun gefragt, seine Aufgabe zu erledigen, nämlich einzugreifen.

Auch hier ist die alles entscheidende Frage wieder das “WIE”? … wirft er eine Rappeldose dazwischen, schüttet er ein Gießkanne Wasser über den mobbenden Hund und zum allerübelsten ggf. auch über den gemobbten Hund oder greift er vielleicht gar nicht ein, weil der Sitter die Situation nicht als Solche erkennt oder meint die machen das schon unter sich aus?

Anne Rosengrün von "Sannys Hundeservice" beim Dogwalken
Anne Rosengrün von “Sannys Hundeservice” beim Dogwalken

Daher ist der zweite wichtige Faktor:

Ist der Sitter ausgebildet und wenn ja, welche Seminare oder Fortbildungen hat er besucht und beim wem? Kann er die Körpersprache lesen und erkennt, wenn ein Hund Stress hat oder Konflikte sich anbahnen?

Allerdings muss man beachten, dass es auch bei Ausbildungen gravierende Unterschiede gibt. Wer von César Milan ausgebildet ist, wird mit den zu betreuenden Hunden umgehen, indem er zischt, dem Hund in die Lende tritt, bei hartnäckigen Fällen die Halsschlagader abdrückt und von Körpersprache und Stress-Signalen wenig bis keine Ahnung haben.

Für mich greift ein guter Sitter so ein, dass sich die Lage entspannt und für die Hunde nicht negativ verknüpft wird, wofür verschiedene Varianten möglich sind: Markersignal, Entspannungssignal, Umorientierungssignal, Geschirrgriff, … noch besser, der Sitter erkennt im Vorfeld den nahenden Konflikt und es kommt gar nicht dazu!

Hier super gut zu sehen: Drohverhalten der kleinen Hündin hinten gegenüber der Ridgeback Hündin. Anne löst diese Situation indem sie das Markersignal setzt und die RR-Hündin anspricht und diese sich abwendet:

Führt ein Dogwalker einen leinenaggressiven Hund spazieren und es kommen ihm zwei fremde Hunde entgegen, ist der Dogwalker gefragt. Auch hier sind wir wieder beim “WIE”.

Rappeldose, Wasserspritzpistole, Zischlaute á la César, in die Seite zwicken? ….

Oder hilft er dem Hund die Situation möglichst stressfrei zu meistern? Hierfür gibt es auch etliche faire Vorgehensweisen und Werkzeuge wie z. B. einen Bogen laufen, ein positiv aufgebautes Alternativverhalten ausführen lassen, Click for Blick, Zeigen und Benennen, etc.

Um das aber auszuführen muss der Sitter wissen, was zu tun ist. Heißt, er muss erstens die Einstellung haben, das so fair machen zu wollen und dann noch das Wissen zu haben es anzuwenden.

Keine Frage, wir sind uns einig, ein Dogwalker ist nicht für das Training der Leinenaggression zuständig, aber er wird unweigerlich beim Spaziergang damit konfrontiert.

Wenn der Sitter sich rausnehmen möchte, dann sollte er das Verhalten komplett ignorieren. Ich befürchte aber, dass die wenigstens das tun werden. Schon ein „Nein“, wenn der Hund nach vorne springt, ist nicht ignorieren!!!!!!

Verena Deschner - Alle meine Hunde - beim Dogwalken
Verena Deschner – Alle meine Hunde – beim Dogwalken

So, und nun zurück zum Thema „Der muss ja nur aufpassen auf meinen Hund.“

Muss er das wirklich nur oder ist es doch viel mehr als das?

Gehe ich von meinen Kunden aus, dann weiß ich sicher, dass ihnen der liebevolle, faire und entspannte Umgang mit dem Hund sehr, sehr wichtig ist. Viele der Hunde kuscheln mit ihren Mensch auf der Couch und dürfen auch im Bett schlafen, woran man erkennt welchen Wert die Hunde in der Familie haben.

Info: Nein, wir haben keine Angst vor der Übernahme der Weltherrschaft durch den Hund!

Klar, es gibt auch Hunde, die auf die Couch dürfen und im Training dennoch über Strafe lernen müssen. Aber das ist ein anderes Thema und diese sind keine Chico rockt Kunden!

Pepples bei Mandy Henschel in sicherem Abstand zu den anderen Hunden
Pepples bei Mandy Henschel von “Dogsitter Leipzig” genießt VIP-Betreuung, weil andere Hunde ihr Angst machen.

Gerade wenn es um problematisches Verhalten geht, investieren unsere Kunden wertvolle Zeit und Geld, um dem Hund eine erwünschte Alternative beizubringen. Keine Frage, den Weg, den wir unseren Kunden beibringen ist nicht einfach. Man muss das Lernverhalten von Hunden verstehen, sich sehr individuell mit dem Hund auseinandersetzen, seine Bedürfnisse beachten, viele verschiedene Werkzeuge anwenden… das geht nicht einfach so nebenbei.

… für ne Rappeldose werfen braucht man nicht viel Hirn. Aber das ist ein anderes Thema.

Nehmen wir nochmal das Beispiel der Leinenaggression. Der Besitzer trainiert mit dem Hund, handelt vorausschauend, bestraft den Hund nicht für unerwünschtes Verhalten, sondern unterbricht es positiv und gibt dem Hund eine Alternative, die er verstärkt, damit der Hund dieses Verhalten in Zukunft öfter zeigen wird. Heißt, ein neues erwünschtes Verhalten wird trainiert und etabliert und ersetzt damit das unerwünschte Verhalten.

Schon ne Hausnummer, aber ihr werdet dafür belohnt mit einem Hund, der motiviert ist, gerne mit euch kooperiert, euch vertraut, sich wohl fühlt und das allerwichtigste keine Angst vor Euch hat!

Ganz ehrlich:

Wollt ihr euch diese Arbeit und Mühe kaputt machen lassen von einem Betreuer, der ja nur den Hund ausführen soll, aber nicht d’accord mit Eurer Einstellung ist und ggf. Dinge anwendet, die genau das Gegenteil bewirken von dem was Ihr erarbeitet mit Eurem Hund?

Ich höre ganz oft, dass der Hund gerne zum Sitter geht. Ja, auch Hunde, die dort nicht so behandelt werden wie Ihr Euch das wünscht. Warum das so ist? Das ist eine gute Frage. Vielleicht weil sie dort andere Hunde treffen und die Freude darauf größer ist als die Angst vor möglicher Strafe?

Einen guten Hundetrainer auszuwählen ist aufgrund der vielen unterschiedlichen Philosophien schon schwer, aber vergesst bitte nicht, im Training seid ihr anwesend und könnt notfalls eingreifen, wenn euch etwas nicht gefällt. Aber einem Sitter vertraut ihr zu 100% Euren Liebling an. Ihr wisst nicht, was passiert und könnt nichts für Euren Hund tun.

Ein ganz wichtiger Grund den Sitter genau unter die Lupe zu nehmen!

Martina Lubetzki - Dogs on Tour beim Dogwalken
Martina Lubetzki von “Dogs on Tour” beim Dogwalken

Was mich auch stutzig macht. Warum dürfen Hunde in manchen Einrichtungen nur zu bestimmten Zeiten abgeholt werden? Mir ist schon klar, der Sitter muss seinen Tagesablauf planen und nicht täglich “Tag der offenen Tür” ist, aber warum kann man als Kunde der Einrichtung nicht vorbei kommen, wenn im Hundekindergarten doch dauerhaft Betreuer anwesend sind?

Ich verspreche Euch, hätte ich eine Betreuung könnte der Besitzer JEDERZEIT –auch unangekündigt- kommen. Bin ich gerade Gassi, muss er kurz warten, aber ansonsten jederzeit herzlich Willkommen.

Die Hündin einer Kundin war 1 Woche in der Betreuung, von Samstag bis Samstag. Sie haben Sie Freitags hingebracht, da sie Nachts schon weg sind. Sie sind samstags nachmittags gg. 17 Uhr aus dem Urlaub zurückgekommen, konnten die Hündin aber erst Montags – 2 Tage später- zwischen 7 und 9 Uhr zu den festen Zeiten abholen.

Nochmal, ich verstehe, dass ein Sitter planen muss und gerade wenn der Hund im privaten Haushalt betreut wird, will man nicht den Kundenverkehr haben, aber warum kann man nicht individuell besprechen, wann man den Hund abholt, sobald man zurück ist? Weil man das Wochenende für sich haben möchte? Weil man 2 Tage länger kassieren möchte?

Es kommen ja auch nicht 22 Personen an einem Samstag Nachmittag, um Hunde abzuholen!

https://www.youtube.com/watch?v=yUHh1Cs8r44

Wenn ich meine Hunde in eine Betreuung geben müsste, dann nur dahin, wo ich jederzeit kommen darf (vorallem in Hu-Kiga’s) bzw. auch Mitlaufen kann beim Spaziergang. Auch wenn meine Hunde im privaten Haushalt betreut werden, möchte ich jederzeit das Gefühl haben, dass ich in das Umfeld meines Hundes kommen darf. Ich klingel auch vorher :-)

Vielleicht sehe ich das etwas zu kritisch, aber besser als zu locker. Ich habe zu meinen Erfahrungen auch etwas geschrieben: Chico und der Dogsitter

Bitte schaut Euch den Sitter genau an, damit ihr sicher sein könnt, dass euer Liebling gut behütet wird.

Ich bin mir bewusst, dass ich mir mit diesem Artikel nicht nur Freunde mache, aber mir ist es sehr wichtig meine Kunden ganzheitlich zu begleiten und dazu gehört auch eine Hundebetreuung, die mit unserem Trainings-Weg kompatibel ist und nicht im Weg steht.

Die Kommentar-Funktion ist offen. Wir können uns gerne offen und sachlich austauschen zum Artikel.

Allerdings möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich keine César Milan – Pro/Contra Diskussion begleiten werde, denn darum geht es hier nicht. Ich habe ihn bewusst als Beispiel ausgewählt, weil er als prominenter Fernseh-Entertainer weit genug weg ist und man sich jederzeit anschauen kann, was er mit den Hunden anstellt. Ich hätte genauso gut jeden anderen Trainer, der mit Unterdrückung und Schreaickreizen arbeitet, auswählen können. Kommentare zu César werde ich ungelesen löschen!

Wer sich genauer mit dem Thema befassen möchte, kann bei Anne Rosengrün Webinare und Seminare buchen oder auch die Ausbildung absolvieren.  -> Dogwalker Ausbildung

Dogsitter im Raum Mannheim, denen ich auch meine Hunde anvertrauen würde:

Alle meine Hunde – Verena Deschner

Verena kenne ich schon mehrere Jahre und viele Kunden-Hunde werden von ihr betreut. Auch meine Hunde hat sie schon betreut. Verena ist aktuell in der IHK-Ausbildung zum Hundeerzieher & Verhaltensberater (IHK/BHV).

Dogs on Tour – Martina Lubetzki

Martina habe ich erst vor Kurzem kennengelernt. Sie hat bei bei Anne Rosengrün ein Praktikum gemacht und gezielt nach einem Trainer gesucht, der ähnlich arbeitet. Ich habe sie begleitet bei ihrer Gassi-Runde und mich überzeugt von einem ganz tollen Umgang mit den Hunden!

Hier ein paar sehr schöne Beispiele:

Pebbles war zum ersten Mal da und hatte große Angst. Daher durfte sie von sicherer Entferung erstmal schauen.

https://www.youtube.com/watch?v=nSRv-IPSpNc

https://www.youtube.com/watch?v=JwF47Ihn1Qs

 

 

 

 


2 Antworten zu “Hundesitter und Dogwalker betreuen Deinen Hund ja NUR ???”

  1. Ein gelungener Artikel. Ich betreibe eine Hundepension in Rheinland Pfalz und möchte zu ein paar Punkten kurz Stellung nehmen.
    Ja wir müssen unseren Tagesablauf planen, für die Gasthunde ist es wichtig das der Tagesablauf einigermaßen geregelt von statten geht, denn es ist schon aufregend genug.
    Warum haben wir geregelte Abholzeiten?
    Weil es sehr störend ist, wenn man gerade die Hunde füttert und plötzlich steht jemand vor dem Hoftor.
    Weil es sehr störend ist, wenn man gerade einen Hund mit den anderen vergesellschaftet und plötzlich steht jemand vor der Tür.
    Weil es sehr störend ist, wenn man die Gasthunde gerade zur Ruhezeit in Ihre Körbchen gebracht hat und dann jemand plötzlich klingelt.
    All das bringt eine Unruhe in den für die Hunde sehr anstrengenden Tagesablauf, manche benötigen dann wieder Zeit um runter zu kommen.
    Eine gewisse Routine im ungewohnten Umfeld tut den Hunden gut.
    Des weiteren arbeiten die meisten von uns “Hundepensionären” 7 Tage in der Woche, da muss auch der persönliche Tagesablauf geplant werden.
    Schließlich möchte man selbst auch einmal in Ruhe etwas essen oder seine Wäsche zusammenlegen.
    Oder sich um die eigenen Hunde kümmern (die sowieso viel zu oft zu kurz kommen), Buchhaltung erledigen, Telefonate führen.
    Bei uns kann an Sonn- und Feiertagen kein Hund anreisen, denn die Vergesellschaftung braucht seine Zeit und kann nicht nebenher erledigt werden.
    Auch braucht jeder Hund seine individuelle Zeit um “anzukommen”.
    Abreisen sind selbstverständlich auch an diesen Tagen möglich, denn das geht schnell.
    Nein, wir haben nichts zu verbergen. Wir versuchen Struktur in das Leben der Gasthunde und auch unser privates Leben zu bringen.
    Anders könnte man den Job 365 Tage im Jahr gar nicht machen.
    Denn wie Du schon geschrieben hast, sitzen wir nicht nur einfach rum und gucken den Hunden zu, sondern arbeiten mit Individuen die Geduld und Zeit benötigen.
    WIr machen sehr ausführliche Kennenlerntermine, da kann der Halter sich alles in Ruhe anschauen und jede Frage stellen die ihm am Herzen liegt, danach erfolgt noch ein Probetag für den Hund.
    Jetzt erst wird entschieden, ob der Hund in unsere Art der Betreuung passt.
    Und Hundehalter die danach noch kein Vertrauen in mich und meine Arbeit haben, sind ohnehin nicht meine Kunden.
    Denn das Vertrauen ins eine Grundvoraussetzung die der Halter mitbringen muss, gibt der Mensch seinen Hund mit einem schlechten Gefühl ab, merkt das der Hund und wird es bei uns nicht leicht haben.
    Ärgerlich ist es, wenn Kunden zum vereinbarten Termin zu spät kommen, machen die das beim Zahnarzt auch? Ich bereite alle so vor das der Hund in Ruhe ankommen kann, also z.B. alle Hunde die bei Neuanreisen sehr laut werden, müssen derweil im Zimmer warten.
    Kommt der anreisende nun 30 Minuten zu spät, sind diese den anderen Hunde gestohlen worden.
    Hat man in Ferienzeiten 4-5 Anreisen am Tag und alle kommen später, dann hat man am Abend bis zu 3 Stunden nur mit warten verbracht (die Gasthunde auch) und diese Zeit verlängert sich dann in den Abend rein.
    Das ist das größte Ärgernis welches ich mit meinen Kunden hab – Unpünktlichkeit.
    Ich hoffe ich konnte ein wenig aufklären das wir nicht nur auf das Geld der Kunden aus sind und es uns gemütlich machen wollen, oder etwas zu verbergen haben.
    Liebe Grüße
    Ilka

    Abreisen

  2. Hallo Ilka vielen Dank für die Infos. Kann ich alles nachvollziehen und finde toll, dass du uns den Einblick gibst!

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